Vorzeigemodelle für Ökostrom

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Die Städte Genf und Zürich fördern den Ökostrom bewusst. Konsumenten können aus einer Angebotspalette auswählen. Die Werkbetriebe unterstützen den Bau von Anlagen.

Das Beispiel Genf

Die Genfer Bevölkerung hat die Möglichkeit, selber über die Zusammensetzung des gekauften Stromes zu entscheiden. Das öffentlich-rechtliche Unternehmen SIG (Services Industriels de Genève) hat im Jahr 2002 das erste Ökostromprodukt auf den Markt gebracht und 2004 weitere Angebote lanciert.
Sowohl Gross- als auch Privatkunden können seither den Strom ihrer Wahl einkaufen. Die Bilanz ist erfreulich: 6% der Genfer kaufen teureren, sauberen Ökostrom.

Um diese Nachfrage decken zu können, wird zurzeit in Genf die Solarstromanlage SIG Solar III gebaut, die grösste der Schweiz. Mit 1 MW Leistung wird es auf einem brach liegenden Industriegelände auf einer Fläche von 16'000 m² erstellt (entspricht der Fläche von drei Fussballfeldern). 6000 Solarmodule stellen so viel Strom her, wie 300 Familien brauchen.

Das Beispiel Zürich

Die Stadt Zürich gehört seit über 20 Jahren zu den energiepolitischen Pionierstädten in der Schweiz. Das EWZ setzt seinerseits auf die Förderung der erneuerbaren Energien insbesondere im Massenkundengeschäft und auf einen Effizienzbonus, welcher bei Geschäftskunden den rationelleren Energieeinsatz direkt honoriert. Es handelt sich um einen auf Freiwilligkeit beruhenden, marktwirtschaftlich orientierten Ansatz zur „Ökologisierung“ der Stromversorgung.

Kleinkunden (weniger als 60 MWh/a) werden automatisch mit einem naturemade basic-zertifizierten Mix beliefert, welcher garantiert keinen Strom aus Kernenergie enthält und 0.5 bis 1 Rp. mehr kostet. Wer das nicht möchte, muss bewusst den Restmix bestellen.
Auch beim Effizienzbonus für Geschäftskunden soll ein marktorientierter Ansatz zum Zug kommen. Die individuelle Zielvorgabe verpflichtet die Beteiligten je nach Vorleistung im Mittel zu kontinuierlichen Energieeinsparungen von 2% pro Jahr. Das EWZ rechnet demnach mit einer zusätzlichen relativen Reduktion des Stromverbrauchs um ca. 10 GWh pro Jahr. Nicht die Bestrafung mit einem hohen Strompreis, sondern eine Belohnung für effizienzsteigernde Investitionen ist der Kern dieser Idee.

Dank dem Erfolg findet das Zürcher Modell weltweite Beachtung und hat manchen Energieversorger zur Nachahmung veranlasst. Die Leistung vom EWZ fand mit der Vergabe des schweizerischen sowie des europäischen Solarpreises 1998 breit Anerkennung. Solarstrom stösst mit seinen hohen Kosten an die Grenzen der Zahlungsbereitschaft einer erweiterten Kundschaft. Diesen Umstand will das EWZ mit seiner geplanten Tarifrevision in Zukunft verbessern. Solarstrom soll ein selbstverständlicher Teil der Stromversorgung werden.

Kurt Gnehm (nach «Erneuerbare Energien», 3/2005)


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